Entstehung der Stadt

Ausgrabungen am Deichhof in Minden - hier werden die schmalen Grundstücke deutlich - brachten 2019 und 2020 neue Erkenntnisse über die Entstehung der Stadt. Foto: LWL
Ausgrabungen am Deichhof in Minden – hier werden die schmalen Grundstücke deutlich – brachten 2019 und 2020 neue Erkenntnisse über die Entstehung der Stadt. Foto: LWL

Neue Erkenntnis über die Entstehung der Stadt Minden bringen verschiedene archäologische Ausgrabungen. Unter anderem am Deichhof gingen die Experten 2019 und 2020 auf Entdeckungsreise. Dort waren zuvor Gebäude und ein Parkplatz abgerissen worden, um Platz für ein neues Bauvorhaben zu machen. Eine gute Gelegenheit für die Archäologen der Außenstelle Bielefeld der Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Von dem Gelände nördlich der Bäckerstraße, unterhalb der Marienkirche erhoffen sich die Fachleute neue Erkenntnisse über die Entstehung der Stadt. Die ehemalige LWL-Chefarchäologin Dr. Gabriele Isenberg hatte schon in den 1970er-Jahren die Bäckerstraße im Bereich des Wesertors bis hin zum heutigen Textilhaus C&A untersucht und damit wichtige Erkenntnisse über den Stadtkern gewonnen. Am Deichhof legte Ende 2019 eine Fachfirma im Auftrag des LWL Ende 2019 mittelalterliche Mauerreste frei.

Mittelalterliche Grundstücksaufteilung wird sichtbar

Daran sei sehr gut die mittelalterliche Gründstücksaufteilung zu sehen, betonen die Archäologen. Freigelegt wurde eine Mischung aus Mauern und Holzfundamenten auf Pfahlgründungen. Die Grundstücke sind schmal und lang, erstrecken sich jeweils entlang der Straßen, so wie das auch an der Bäckerstraße nachgewiesen wurde. Der Boden ist an dieser Stelle sehr feucht, daher ist das Holz gut erhalten. Erkennbar war auch, dass ein barockes Gebäude auf zwei früheren Grundstücken errichtet wurde.

Latrinen bergen oft historische Schätze. so wie diese Fasslatrine, die am Deichhof entdeckt wurde. Foto: LWL
Latrinen bergen oft historische Schätze. so wie diese Fasslatrine, die am Deichhof entdeckt wurde. Foto: LWL

Spannend sei, dass, nachdem Isenberg den Stadtkern untersucht hatte, mit dem Deichhof nun die Randbereiche der frühen Stadt erkundet werden konnten, so der LWL. Vermutlich sei die Wandlung vom Bischofssitz Minden mit einigen umliegenden Adelshöfen zu einer befestigten Stadt schon im 12. Jahrhundert geschehen und nicht wie bislang vermutet erst 100 Jahre später. Der südwestlich liegende Scharn sei vermutlich der Prinzipalmarkt von Minden, erklären die Fachleute. Das sei allerdings im Stadtbild verloren gegangen.

Mittelalterlicher Stadtatlas für Minden muss überarbeitet werden

Schon für das Jahr 1130 ist ein Adelshof der Herren zum Berge und eine dazugehörige Kirche auf dem westlich gelegenen Hügel der heutigen Marienkirche überliefert. Am Deichhof entdeckte Keramikscherben aus dem 9. bis 11. Jahrhundert nähren die Vermutung, dass die Besiedlung zum dem Adelshof auf dem Hügel gehörte.

Anfang 2020 gruben die Archäologen weiter bis zum gewachsenen Boden und damit bis zu den Ursprüngen der Besiedlung. Vermutlich muss in Zukunft der mittelalterliche Stadtatlas für Minden überarbeitet werden.

Text: LWL und Hans-Jürgen Amtage


Weiterführende Links:

LWL-Pressemitteilung: Mittelalterliche Häuser und Kanäle