Dinosaurier “Monster von Minden”

Der größte Raubsaurier Deutschlands, das "Monster von Minden" ist im LWL-Museum für Naturkunde in Münster als lebensechte Rekonstruktion zu sehen. Foto: LWL/Steinweg
Der größte Raubsaurier Deutschlands, das “Monster von Minden” ist im LWL-Museum für Naturkunde in Münster als lebensechte Rekonstruktion zu sehen. Foto: LWL/Steinweg

Zähne so groß wie ein Smartphone, Körperlänge mindestens acht Meter, über zwei Meter hoch, zwei Tonnen schwer und Westfale: Das “Monster von Minden” (Wiehenvenator albati) war vor 165 Millionen Jahren der größte Raubsaurier Mitteleuropas, und ist als lebensgroßes Modell im LWL-Museum für Naturkunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster zu sehen.

1998 fanden Fachleute des LWL in einem Steinbruch im Wiehengebirge bei Minden die Überreste eines Dinosauriers. Sie ahnten nicht, dass dies der größte Raubsaurier war, der bisher in Deutschland gefunden wurde. Die versteinerten Knochen des Schädels, Zähne, Wirbel, Rippen sowie Teile des Unterschenkels bilden die Grundlage der Lebend-Rekonstruktion des “Wiehenvenator albati” (übersetzt: Albats’ Wiehengebirgsjäger, nach dem Finder Friedrich Albat). Die versteinerten Original-Knochen sind in der Dauerausstellung “Dinosaurier – Die Urzeit lebt!” des Museums zu sehen.

Genaue Vermessung des Monsters von Minden

Die fossilen Überreste wurden genaustens vermessen. Mit diesen Daten druckten die Fachleute ein dreidimensionales Modell. Da die bisher gefundenen Überreste des Raubsauriers kein vollständiges Skelett abbilden, wurde für die Fehlstellen die Erscheinungsform naher Verwandter der Riesenechse als Vorlage genommen. Acht Wochen arbeitete eine Fachfirma an dem lebensechten Modell.

Die fossilen Original-Knochen des Raubsauriers "Monster von Minden". Foto: LWL/Steinweg
Die fossilen Original-Knochen des Raubsauriers “Monster von Minden”. Foto: LWL/Steinweg

Nachdem der 3D-Drucker das Grundgerüst des Dinosauriers fertig gestellt hatte, rekonstruierten die Modellbauer das äußere Erscheinungsbild des Sauriers nach. Die Fachleute des LWL-Museums gaben den Modellbauern eine Grafik, der die Einfärbung des Tiermodells folgen sollte. So ist der lebensechte Dinosaurier aus dem Drucker in Münster zu sehen.

Nach seiner Entdeckung wurde das Fossil ausgegraben und im Anschluss präpariert. Es gehört zu den Kernaufgaben des LWL-Museums, solche außergewöhnlichen Fossilfunde zu bearbeiten, da der LWL mit der paläontologischen Bodendenkmalpflege in Westfalen-Lippe als gesetzliche Aufgabe betraut ist.

Sternstunde der Paläontologen

“Der Fund eines derart großen Raubsauriers gehört zu den Sternstunden für unsere Paläontologen”, so Dr. Jan Ole Kriegs, Direktor des LWL-Museums für Naturkunde. “Aber nicht nur Fachleute sollen den Dino bewundern. Wir hoffen, dass unser ‘Wiehenvenator’ viele junge Dinosaurierfans beeindrucken wird.”

Der Fund sei etwas sehr Besonderes, die Forscher entdeckten die erste Spezies einer bis dahin unbekannten Gattung. Die anatomischen Details beweisen eindeutig, dass es sich um eine neue Gattung und eine neue Art handelt. Einige der gefundenen Zähne sind so groß wie ein Smartphone und zum Rachen hin gekrümmt. Ähnlich wie der “Allosaurus” oder der viel spätere “Tyrannosaurus rex” lief “Wiehenvenator albati” auf den Hinterbeinen und besaß nur kurze Vorderläufe.

Wiehenvenator nimmt Bezug auf das Wiehengebirge

Der Name “Wiehenvenator” nimmt Bezug auf das Wiehengebirge, da der Fund aus der Lutternschen Egge (Kreis Minden-Lübbecke) stammt. Der Saurier lebte im Oberjura vor etwa 165 Millionen Jahren. Er ist der erste in Deutschland entdeckte Raubsaurier aus dieser Zeit und besitzt die größten Ausmaße: Das Tier war vermutlich acht bis zehn Meter lang, im Vergleich mit anderen Raubsauriern sehr kräftig gebaut und wog mehr als zwei Tonnen.

LWL-Dino-Experte Dr. Achim Schwermann: “Auch wenn wir nicht viele Überreste aus seiner Welt haben, können wir doch davon ausgehen, dass er ein Top-Prädator in seinem Ökosystem gewesen ist.” Die Forscher gehen davon aus, dass “Wiehenvenator albati” auf Inseln im Meer lebte. Eine stammesgeschichtliche Analyse der evolutionären Verwandtschaftsverhältnisse ergab, dass der Raubsaurier zu einer Großgruppe gehört, deren Artenreichtum im mittleren Jura geradezu explosionsartig zunahm.

© Text: LWL


Weiterführende Links:

LWL-Museum für Naturkunde Münster