Dom zu Minden

Der Dom zu Minden geht auf eine einfache Hallenkirche zurück, die um 800 errichtet wurde. Im März 1945 wurde der Dom bei einem Bombenangriff nahezu völlig zerstört. 1957 fand die Neuweihe statt. Foto: Hans-Jürgen Amtage
Der Dom zu Minden geht auf eine einfache Hallenkirche zurück, die um 800 errichtet wurde. Im März 1945 wurde der Dom bei einem Bombenangriff nahezu völlig zerstört. 1957 fand die Neuweihe statt. Foto: Hans-Jürgen Amtage

Wenn die Besucher von außen – gewissermaßen von der Welt her – auf das mehr als 800-jährige Westwerk am Kleinen Domhof zugehen, schauen sie auf ein majestätisches Gebäude, das wie eine Burg aussieht. Es erinnert vielleicht an das evangelische Kirchenlied: „Ein feste Burg ist unser Gott“.

In diesem Gebäude haben die Menschen vergangener Jahrhunderte Schutz und Geborgenheit gesucht. Hier haben aber auch deutsche Kaiser und Könige auf ihren Reisen durch das Land von ihrer Loge aus den Gottesdienst im Dom mitgefeiert. Vor der Kaiserloge hängt seit 1996 die Orgel aus der renommierten Schweizer Orgelwerkstatt Kuhn mit 57 Registern.

Grundriss des Domes zu Minden mit Legende.
Grundriss des Domes zu Minden mit Legende.

Legende:

1. Beim Durchschreiten des eisernen Tores betritt der Besucher das “Paradies”.

2. Es ist nicht der Himmel, sondern ein Stück gestalteter Welt. Wer durch dieses Portal hindurch geht, lässt sich einstimmen in etwas, was er hinter der Bronzetür mit den wachenden Löwenköpfen nicht vermutet: er steht plötzlich in einer unbeschreiblich schönen, lichtvollen, königlichen Halle.

3. Diese Halle empfindet nach dem Willen der Erbauer das „Himmlische Jerusalem“ nach und die gilt als “reifste Frucht” einer Hallenkirche des 13. Jahrhunderts in Deutschland. Diese Stadt des Friedens, die das Ziel aller Menschen ist, haben sich manche Bischöfe und Fürsten als Grabstätte ausgewählt.

Nur über eine Treppe kann der Beuscher aus den Niederungen des irdischen Paradieses zu dem Kirchenraum aufsteigen. Bevor er das Paradies verlässt, sieht er an der linken Seite eine Frauengestalt mit verbundenen Augen. Im Mittelalter wurde so die Synagoge, das Judentum, dargestellt, das für das Heil blind und deshalb der Verfolgung ausgesetzt war.

Heute wissen wir um die große Bedeutung des Judentums; es ist die Schwester des Christentums. Von den Juden haben wir die zehn Gebote Gottes, den Sabbat (später Sonntag), das “erste” Testament übernommen. Jesus selbst war wie Maria und die Apostel ein Jude. Die Kirche (Ecclesia), die auf der anderen Seite steht, ist ohne die Synagoge nicht denkbar. Mit dem Empfang der heiligen Taufe sind die Gläubigen in die Kirche aufgenommen worden; darum steht sofort hinter dem Portal das Taufbecken.

4. Hier empfangen die Taufbewerber das grundlegende Sakrament. Der gläubige Christ segnet sich dankbar mit dem geweihten Wasser am Eingang des Domes, das ihn auf das Taufwasser hinweist.

Die Besucher sind immer wieder fasziniert vom mystischen Raum dieser gotischen Hallenkirche. Foto: Arnold Weigelt †
Die Besucher sind immer wieder fasziniert vom mystischen Raum dieser gotischen Hallenkirche. Foto: Arnold Weigelt †

Immer wieder sind die Besucher fasziniert von der Würde dieses mystischen Raumes. Ganz sel- ten erreicht ein Raum eine solche Harmonie, wie diese königliche Halle, in der Jesus Christus wohnt. Das Licht, das durch die einmalig schönen Rosetten der Maßwerkfenster fällt, enthüllt und verhüllt zugleich. Jedes Detail in diesem Raum ist ein Symbol; es weist hin auf religiöse Hintergründe und auf Jesus Christus. So transparent auf Gott hin hat sich die mittelalterliche Kunst verstanden.

Der Besucher geht nun durch den Mittelgang auf den Altar in der Vierung zu. Dieser Altar im Schnittpunkt der Längs- und Querachse des Domes steht über einem ehemaligen Brunnen, der weit über 1000 Jahre alt ist. Ganz im Hintergrund sehen die Besucher nun die Fenster im Hochchor

5. mit den drei zentralen Geheimnissen unserer Erlösung: Geburt und Auferstehung Christi und Sendung des Heiligen Geistes. Der Dom findet im Osten seinen Abschluss in der Apsis; diese fünfseitige Ausführung eines Oktogons steht im Zusammenhang mit dem 8. Tag der Wiederkunft des Herrn. “Amen, komm Herr Jesus” (Offb 22,20) ist das letzte Wort der Bibel.

Die Goldene Tafel ist eine Kopie aus dem Jahr 1996. Das Original steht im Bodemuseum in Berlin. Foto: Amtage
Die Goldene Tafel ist eine Kopie aus dem Jahr 1996. Das Original steht im Bodemuseum in Berlin. Foto: Amtage

Die hier zu sehende Goldene Tafel ist eine Nachbildung des mittelalterlichen Schnitzaltares, der 450 Jahre lang an dieser Stelle den Chorabschluss bildete. Das Original befindet sich im Bodemuseum in Berlin. Sowohl der romanische Unterbau (Predella um 1220) wie auch der gotische Altaraufsatz (Retabel um 1425) zeigt die Marienkrönung durch Christus und verschiedene Apostel- und Heiligenfiguren.

6. Der Altar erinnert an den schweren Stein im Alten Testament, auf dem Abraham, Moses, Salomon und andere Führer des Volkes Israel ihre Opfer Gott dargebracht haben. Immer war dieser Ort den Menschen heilig. Für die Christen ist dieser Stein der Opferaltar Christi, auf dem in der heiligen Eucharistie an seinen Tod und seine Auferstehung erinnert wird.

7. Über dem Altar hängt das Mindener Kreuz, das eine Kopie ist. Es ist das kostbarste Kunstwerk des Domes (1070). Dieses Kreuz, dessen Original sich der Besucher in der Domschatzkammer unweit des Domes unbedingt ansehen sollte, ist nicht nur Brücke zwischen Himmel und Erde; der Gekreuzigte wird dargestellt zwischen Tod und Auferstehung – ohne Seitenwunde und Dornenkrone. Er schaut auf den Besucher herab und will ihm sagen: “In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: ich habe die Welt besiegt” (Joh 16,33). Der leidende Mensch, der im Dom Zuflucht sucht, kann im Sterben und Auferstehen Jesus Christi Trost finden.

Über dem Altar hängt das Mindener Kreuz, europaweit eines der bedeutendsten christlichen Kunstwerke aus dem 11. Jahrhundert. Foto: Amtage
Über dem Altar hängt das Mindener Kreuz, europaweit eines der bedeutendsten christlichen Kunstwerke aus dem 11. Jahrhundert. Foto: Amtage

8. Die in der heiligen Messe verwandelten Opfergaben, die bei der heiligen Kommunion übrig geblieben sind, werden im Tabernakel, der sich am linken vorderen Vierungspfeiler befindet aufbewahrt. Der Künstler hat ihn beim Wiederaufbau des im März 1945 bei einem Bombenangriff nahezu völlig zerstörten Domes aus Trümmerresten zusammengebaut. Weil Christus in der Gestalt des Brotes im Tabernakel, im Zelt Gottes gegenwärtig ist, verehren die katholischen Christen ihn an dieser Stelle mit einer Kniebeuge.

9. Die katholische Kirche hat immer an der Verehrung der Heiligen festgehalten; für sie sind diese von Gott begnadeten Menschen wichtige Zeugen für das Weiterleben nach dem Tode. Bei ihrem Rundgang durch den Dom werden die Besucher einigen Heiligen begegnen; an den vielen Kerzen können sie erkennen, was die Gottesmutter Maria (10 und 11) oder der heilige. Antonius (12) den Christen bedeuten.

13. Von besonderer künstlerischer Bedeutung ist das Fresko am rechten Vierungspfeiler (1270). Die Franziskusdarstellung in der unteren Reihe rechts ist die älteste nördlich der Alpen. Der heilige Franziskus, der heute vor allem von der Jugend wegen seiner Liebe zur Schöpfung verehrt wird, ist 1226 in Assisi gestorben.

14. Aus spätromanischer Zeit stammt im südlichen Querhaus über dem Ausgang zum Kreuzgang der Apostelfries, der früher den Lettner zwischen den beiden Vierungspfeilern abgeschlossen hat (1260). Da von hier aus das Wort Gottes verkündet wurde, tragen alle dargestellten Apostel eine Bibel in ihren Händen. Dieses große Kunstwerk ist ein starker Hinweis auf die Bedeutung der Heiligen Schrift für die Menschen. Nicht nur Christen, die ganze Welt hat bis heute vom Worte Gottes gelebt.

15. Kreuzigungsbild von Gert van Loon.

16. Anbetungskapelle

Dieser Text wurde von Propst am Dom Roland Falkenhahn und Propst am Dom i. R. Paul Jakobi verfasst und von Hans-Jürgen Amtage für diese Website bearbeitet.