Wasserstraßenkreuz Minden

Das Wasserstraßenkreuz in Minden, wo der Mittellandkanal die Weser quert. Foto: Edwin-Dodd.com
Das Wasserstraßenkreuz in Minden, wo der Mittellandkanal die Weser quert. Foto: Edwin-Dodd.com

13 Meter über dem mittleren Wasserspiegel der Weser und zehn Meter über den Weserwiesen kreuzt der Mittellandkanal fast mitten in der Stadt Minden den Fluss.

1914 wurde die erste Kanalüberführung nach fast dreijähriger Bauzeit fertiggestellt. 370 Meter lang überbrückt die Kanalbrücke die Weserwiesen und das eigentliche Flussbett. 24 Meter breit ist der Trog dieser Brücke. Drei Meter beträgt die Wassertiefe. Eine mit Asphaltpappe beklebte, zwei Millimeter dicke Bleihaut dichtete den Trog ab. Aufgetragen wurde zudem eine zehn Zentimeter dicke Tonschicht. Darauf gelagert waren acht Zentimeter dicke Stahlbetonplatten.

Am 4. April 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges,  geschieht das Unfassbare. Die Strombögen der Kanalüberführung werden zerstört. Von deutschen Truppen, die vor den Alliierten zurückweichen. Große Teile des Kanalbeckens laufen trotz der Sperrtore, die heruntergelassen werden können, aus und überfluten das nahe Umland.

Umflutkanal ermöglicht Schifffahrt in Ost-West-Richtung

Noch im gleichen Jahr wurde mit dem Bau eines so genannten Umflutkanales begonnen, über den ab April 1946 die Schifffahrt in Ost-West-Richtung wieder aufgenommen werden konnte. Ein Jahr später begannen die Arbeiten für die Wiedererrichtung der Kanalüberführung. Fertigteile aus Stahlbeton wurden jetzt eingesetzt. Am 18. Februar 1949 konnte die Weserquerung für die Schifffahrt freigegeben werden. 1987 wurde die alte Kanalbrücke zum Baudenkmal.

Das Wasserstraßenkreuz Minden war 1990 auch Thema bei Donald Duck im Lustigen Taschenbuch 120. Repro: Amtage
Das Wasserstraßenkreuz Minden war 1990 auch Thema bei Donald Duck im Lustigen Taschenbuch 120. Repro: Amtage

Mit den Jahren wuchsen die Schiffe. Die alte Überführung reichte schließlich nicht mehr für die neuen Großmotorgüterschiffe und Schubverbände aus. So wurde im Rahmen des Ausbaues des Mittellandkanales Ende 1993 mit dem Bau einer neuen Kanalüberführung über die Weser begonnen. 42 Meter breit wurde der Trog der neuen Querung angelegt. Vier Meter tief steht jetzt das Wasser.

Die neue Kanalüberführung wurde parallel zur alten Querung angelegt. 43,5 Millionen Euro (85 Millionen Mark) teuer bestimmt jetzt ein stählerner Kanaltrog mit 341 Meter Länge das Aussehen. Im August 1998 gab der damalige Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) die neue Überführung für die Schifffahrt frei. Der alte Trog steht seither nur noch dem Wassersport zur Verfügung.

Die Verbindung zwischen Mittellandkanal und Weser wurde 103 Jahre lang über eine sogenannte Schachtschleuse ermöglicht, die nordwestlich in unmittelbarer Nähe der Kanalüberführung liegt. Im August 2017 wurde diese Schleuse durch eine hochmoderne “Sparschleuse” abgelöst, weil das alte Bauwerk nicht mehr den Anforderungen der modernen Binnenschifffahrt mit ihren Großmotorgüterschiffen (GMS) entsprach. Seither wird das Baudenkmal als Ersatzschleuse genutzt, solange es technisch noch machbar ist.

Schachtschleuse ensteht zwischen 1911 und 1914

Ebenso wie die alte Kanalüberführung wurde die Schachtschleuse in den Jahren 1911 bis 1914 errichtet. Die Kammer, in der die Schiffe vom Kanal zur Weser abgesenkt beziehungsweise von der 13 Meter tiefer liegenden Weser zum Kanal gehoben wurden, ist 85 Meter lang und zehn Meter breit.

Die alte Schachtschleuse verbindet Weser und Mittellandkanal. Foto: Edwin-Dodd.com
Die alte Schachtschleuse war 103 Jahre lang die Verbindjung zwischen Weser und Mittellandkanal. Foto: Edwin-Dodd.com

Ein ausgeklügeltes System von sogenannten Sparbecken nahm beim Abwärtsschleusen der Schiffe einen Großteil des Schleusenwassers auf. Mehr als 7000 Kubikmeter Wasser speichern die 16 Becken. Rund 4000 Kubikmeter Wasser wurden in die Weser abgelassen. Etwa sieben Minuten dauerte die Schleusung eines Schiffes.

Beim Heben der Schiffe in der Schachtschleuse wurde das Wasser aus den Sparbecken zurück in die Kammer gedrückt. Die fehlenden 4000 Kubikmeter Wasser wurden dem Mittellandkanal “abgezapft”. Ein 63 Tonnen schweres Hubtor schließt die Schachtschleuse zum Schleusenarm der Weser hin ab. Ein weiteres Stahltor, als Klapptor ausgelegt, bildet die Wassersperre zwischen Schleuse und Mittellandkanal.

Pumpwerk führt dem Mittellandkanal Wasser zu

Ein Pumpwerk auf der südlichen Mittellandkanal-Seite führt der künstlichen Wasserstraße aus der Weser Wasser zu. 1987 wurde die Schachtschleuse unter Denkmalschutz gestellt. 2005 wurde endgültig beschlossen, dass ab Herbst 2010 eine neue Schleuse entstehen sollte, in der auch Großmotorgüterschiffe geschleust werden können. Die neue Schleuse wurde am 18. August 2017 freigegeben

Eine weitere Verbindung zwischen Mittellandkanal und Weser stellen die Ober- und Unterschleuse östlich der Kanalbrücke dar. Die Oberschleuse wurde zwischen 1911 und 1914 gebaut, die Unterschleuse 1925 freigegeben.

Autor: Hans-Jürgen Amtage

Die neue Weserschleuse Minden


Weiterführende Links zum Thema Wasserstraßen in Minden:

Die Weser auf Wikipedia
Der Weser-Radweg
Der Mittellandkanal auf Wikipedia
IHK-Studie “Wirtschaftsfaktor Mittellandkanal und Weser in Minden-Lübbecke” (ca. 15 MB)
Neubau der Schleuse Minden | Website der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes